§ 6. Verben mit doppelten Konjugationsformen. In der deutschen Sprache gibt es Verben, die je nach der Bedeutung stark oder schwach konjugiert werden. Dabei sind die starken Verben meist intransitiv und die schwachen transitiv vgl.:
Starke Verben (intransitiv) |
Schwache Verben (transitiv) |
erschrecken — erschrak — erschrocken (s) (ис)пугаться
schmelzen — schmolz — geschmolzen (s) таять, плавиться
(er)löschen — erlosch r- erloschen (s) гаснуть
hängen — hing — gehangen висеть
wiegen — wog — gewogen весить, иметь вес
aber: wiegen — wog — gewogen взвешивать (transitiv) |
erschrecken — erschreckte — erschreckt (ис)пугать
schmelzen — schmelzte — geschmelzt плавить
löschen —löschte—gelöscht гасить
hängen — hängte — gehängt вешать
wiegen — wiegte — gewiegt качать, убаюкивать |
Die Verben bewegen und schaffen haben verschiedene Bedeutungen je nach ihrem Konjugationstyp, wobei sie jedoch meist transitiv sind:
Starke Verben (transitiv) |
Schwache Verben (intransitiv) |
bewegen — bewog — bewo-gen побуждать
schaffen — schuf — geschaffen создавать, творить
aber, schaffen — schaffte — geschafft работать (intransitiv) |
bewegen — bewegte — bewegt двигать (приводить в движение)
(sich) (Dat.) (an)schaf-fen — schaffte an — angeschafft приобретать |
§ 7. Schwache Verben mit dem Umlaut im Präsens. Das sind die Verben: brennen, kennen, nennen, rennen, senden, wenden, denken. Sie haben den Umlaut im Präsens, Infinitiv, Imperativ und Partizip I (der Urnlaut wurde in der alten Rechtschreibung mit e bezeichnet), während im Präteritum und Partizip II der Umlaut fehlt, z. B.: brennen — brannte — gebrannt, nennen — nannte — genannt.
Die Verben senden und wenden haben Parallelformen: senden — sandte — gesandt und senden — sendete — gesendet, wenden — wandte — gewandt und wenden — wendete — gewendet.
Das Verb denken hat folgende Grundformen: denken — dachte — gedacht.
§ 8. Die Verben Präteritopräsentia. Das sind die Verben: dürfen, können, sollen, müssen, mögen, wollen, wissen. Diese Verben heißen Präteritopräsentia, weil ihre Präsensformen die starken Präteritumformen sind, d. h.: 1) sie verändern ihren Stammvokal, 2) sie haben keine Personalendung in der 1. und 3. Person Singular, 3) ihre Singular- und Pluralformen im Präsens haben verschiedene Stammvokale (außer sollen), was früher allen starken Verben eigen war.
Singular: ich (er) kann, darf, muß, soll, mag, will, weiß. Plural: wir (sie) können, dürfen, müssen, sollen, mögen, wollen, wissen.
Das Präteritum und das Partizip II von den Verben Präteritopräsentia werden wie bei schwachen Verben gebildet, wobei der Umlaut fehlt:
durfte — gedurft
sollte — gesollt
konnte — gekonnt |
mochte — gemocht
mußte — gemußt |
wollte — gewollt
wußte — gewußt |
§ 9. Unregelmäßige Verben. Das sind die Verben: haben, sein, werden, gehen, stehen, tun, bringen. Sie bilden ihre Grundformen unregelmäßig, z. B.:
haben — hatte — gehabt, sein — war — gewesen, werden — wurde — (ward) — geworden, gehen — ging — gegangen, stehen — stand — gestanden, tun — tat — getan, bringen — brachte — gebracht.
§ 10. Die syntaktische Klassifikation der deutschen Verben. 1) Je nach dem Gebrauch im Satz werden die deutschen Verben in subjektive und objektive eingeteilt.
Die subjektiven Verben bezeichnen eine Handlung, die auf keinen Gegenstand gerichtet werden kann, sie bezeichnen eine Bewegung, einen Zustand oder den Über gang aus einem Zustand in einen anderen. Diese Verben werden ohne Objekt gebraucht, z. B.: kommen, laufen, fahren, schlafen, sitzen, weinen, aufgehen (die Sonne), erwachen, verblühen.
Die objektiven Verben fordern ein Objekt, sie bezeichnen eine Handlung, die auf einen Gegenstand gerichtet ist, z. B.: einen Aufsatz schreiben, jmdm. eine Geschichte erzählen, nach Wissen streben.
Die objektiven Verben, die ein Akkusativobjekt verlangen, heißen transitive Verben. Die übrigen objektiven Verben gehören zu den intransitiven Verben.
Folgende Verben werden bald transitiv, bald intransitiv gebraucht:
transitiv |
intransitiv |
beginnen (h) начинать
fahren (h) везти, возить
heilen (h) лечить
kochen (h) варить |
beginnen (h) начинаться
fahren (s) ехать
heilen (s) заживать
kochen (h) кипеть |
2) Es gibt einige transitive Verben, die man kausative, oder faktitivenennt. Sie sind meist vom Präteritum der starken Verben mit Hilfe des Umlauts abgeleitet und sind schwach, z. B.: liegen-»-lag-»-legen, sitzen -»- saß -»- setzen, fahren -> fuhr -> führen.
Die anderen kausativen Verben sind: stellen (zu „stehen ), senken (zu .„sinken J, tranken (zu „trinkenT, sprengea (zu „springen")', fällen (zu "fallen"), (überprawemmerl (zu „schwimmen"),'verscnwenden (zu „schwinden"), hängen (zu „hängen").
Die kausativen Verben bezeichnen das Versetzen in die Tätigkeit, die durch das entsprechende starke Verb ausgedrückt ist, z. B.: legen heißt: machen, daß etwas liegt, hängen heißt: machen, daß etwas hängt usw.
Anmerkung. Die Konstruktion „lassen -f- Infinitiv" kann eine ähnliche Bedeutung ausdrücken, z. B.:
Er ließ die Hände auf die Knie sinken,— Он опустил руки на колени. Vgl.: Er senkte...
3) In ihrer Beziehung zum Subjekt werden die Verben in persönliche und unpersönliche eingeteilt.
Die persönlichen Verben können alle drei Personen haben: das sind die meisten Verben, z. B.: ich schreibe, du schreibst, er schreibt usw.
Die unpersönlichen Verben werden nur in der 3. Person Singular in Verbindung mit dem unpersönlichen Pronomen es als Subjekt gebraucht. Zu den unpersönlichen Verben gehören:
- Verben, die Naturerscheinungen bezeichnen, z. B.:
es regnet, es blitzt, es schneit, es hagelt, es dämmert;
- Verben, die Empfindungen einer Person bezeichnen, z. B.:
es friert mich, es fröstelt mich, es hungert ihn, es dürstet
ihn, es schwindelt ihr, es graut ihnen.
Anmerkungen:
Einige persönliche Verben werden oft unpersönlich gebraucht : es läutet, es klingelt, es klopft, es duftet, es riecht;
in einigen stehenden Wortgruppen werden persönliche Verben unpersönlich gebraucht und verändern dabei ihre Semantik: Es geht.mir gut. Es gibt hier einige Stühle. Wie steht es mit deiner Gesundheit? Es handelt sich in dieser Geschichte um einen jungen Lehrer.